HISTORISCHE GÄRTEN: GARTENDENKMALPFLEGE

JÖRG WACKER:

WASSERGEBUNDENE WEGE

Schon im Grundplanum der Wege ist die Mittelüberhöhung von 3-4% auszubilden und standfest zu verdichten. Die Höhe der Tragschicht der Wege richtet sich nach der Belastung. Im allgemeinen reichen 15-20 cm bei Fahrwegen und 10-15 cm bei Fußwegen aus. Die Schottertragschicht sollte aus Hartstein-Schotter der Fraktur 2/32 mm bestehen. Bei Kalkstein ist Vorsicht geboten, da in der Brech- und Siebanlage viel Kalksteinstaub (also Fein- oder Nullanteil) an die Schottersteine gebunden werden kann und nach dem Einbauen in Verbindung mit Wasser quillt und den Wasserschluckwert negativ beeinflusst. Das kann sogar zu einer wasserundurchdringlichen Schicht führen. Die Tragschicht muss ebenfalls mit der Mittelüberhöhung 3-4% ausgebildet und standfest verdichtet (abgewalzt) werden.

Der klassische Aufbau sieht sogar zwei etwa gleich starke Tragschichten vor: zuerst Hartsteinschotter 16/32 mm, darüber Hartsteinschotter 8/16 mm. Jede Schicht muss sorgfältig mit scharfem Kies 0/4 mm eingeschlämmt werden, damit keine Hohlräume verbleiben und die Deckschicht durch Regen nicht in die Tragschicht eingespült werden kann. Dieser zweischichtige Tragschichtaufbau wird heute wegen der Zeitersparnis kaum noch angewendet, ist aber qualitativ sicherer.

Die Deckschicht besteht aus einem Lehm-Sand-Kies-Gemisch 0/8 mm, wobei der Lehmanteil wegen der Quellung/Bindigkeit nicht mehr als 7% und der Kiesanteil als abgerundetes Stützkorn 30% betragen sollte. Der Kies sollte wegen des ockerfarbenen Aussehens aus eisenhaltigem Flusskies, kann aber auch aus einem gebrochenem Feinschotter bestehen. Gebrochenes Deckmatetrial nimmt größere Scherkräfte auf, rundes Kies-Material ist denkmalpflegerisch besser und sieht eleganter aus. Das Deckschicht-Gemisch muss erdfeucht eingebaut werden (es darf auf keinen Fall trocken sein, weil sonst sofort eine Entmischung stattfindet) und ist auf 2,5-3 cm Stärke zu verdichten (statisch abwalzen). Drei Wochen lang darf der hergestellte Weg nicht benutzt werden, d. h. er muss bei ausreichender Feuchte quellen und sich ungestört setzen können. Danach ist ein abschließender Walzgang durchzuführen.

Die Wege werden (wenn sie nicht durch Kanten begrenzt sind, was der Ausnahmefall sein sollte) an den Seiten punktuell durch Eisen markiert. Etwa 1 Zoll starke Eisenrohre werden unten zusammengedrückt und entsprechend der Biegung der Wege im Abstand von 0,5-3 m bündig zur Wegedecke eingeschlagen. Die Rohre sind so nicht sichtbar, behalten ihre Lage und können einfach wiedergefunden werden, um Wegekanten zu stechen oder zu säubern.

Jörg Wacker
Kustos für Gartendenkmalpflege
Preußische Stiftung Schlösser und Gärten Berlin - Brandenburg,
Potsdam






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