G.Drude und Clemens Alexander Wimmer
Alte Gartenkataloge
Zandera 10 (1995), Nr. 1, S.1-13

HGartenkataloge Early garden and horticultural catalogues are very rarily collected. Their value and their several types since the 16th century were discussed, some special collections in international libraries are mentioned, particularly this of the Horticultural Library at Berlin.

Die Forschung zur Geschichte der Pflanzen, die in der Gartendenkmalpflege ebenso wichtig genommen werden sollte wie in der Botanik, ist zu einem großen Teil auf historische Gartenkataloge angewiesen. Eine Pflanze kann in einem bestimmten Ort nachgewiesen werden durch gedruckte oder handschriftliche

Ein breites Spektrum von Institutionen besitzt Bruchstücke solchen Materials, doch wird es meist als ephemer betrachtet, und seine auf einige Botaniker beschränkte Kenntnis gelangt nicht in die Öffentlichkeit. Vor der gewaltigen Aufgabe der Zusammenstellung solcher Quellen ist man nach 1918 immer zurückgeschreckt. Mit folgendem möchten wir auf dieses Gebiet der Quellensammlung und des Bibliographierens hinweisen, selbstverständlich ohne es damit erschöpfen zu können.


Kataloge botanischer und privater Gärten
Erste Gartenkataloge erschienen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Universitätsgärten in Italien (Padua 1591), die kaiserlichen Gärten in Wien und Prag, später der Botanische Garten in Leiden waren die Zentren der Botanik und Gartenbauwissenschaft. Konrad Gessner führte in seinen Horti Germaniae 1560 die damals führenden deutschen Gärten mit Angaben zu ihren Beständen auf. In England veröffentlichte zuerst John Gerard 1596 den Katalog seines Gartens in Holborn.

Man kann davon ausgehen, daß alle zumindest vor 1800 gedruckten Gartenkataloge in Europa, wenn auch schwer, zu erfassen und zu beschaffen sind. Andererseits ist zu bedenken, daß nur ein Teil der Gärten seine Bestände katalogisiserte und druckte und so unser Wissen darüber stets fragmentarisch bleiben muß.

Erste Gartenkataloge im deutschsprachigen Raum erschienen von Königsberg (1551), Breslau (1594), Heidelberg (1597), der Lausitz (1594). Herausragend war der von Basilius Besler 1613 erstellte und bis heute wiederholt neuaufgelegte Katalog des Hortus Eystettensis (Eichstätter Gartens) mit großen Abbildungen jeder Pflanze. Das prächtige Florilegium Emanuel Sweerts (1612) diente zugleich als Katalog der von ihm auf der Frankfurter Messe angeboteten Zwiebelblumen.

Die Kataloge des Pariser Jardin des Plantes, der auch Pflanzen versandte, waren im 17. Jahrhundert ein wichtiges Hilfsmittel für europäische Gartenliebhaber. Die ersten Ausgaben enthalten nur die damals beliebten Zwiebel- und Knollenpflanzen, und zwar auf hochwertigen Kupferstichen. Sie waren auch als Vorlagen für Stickereien gedacht. Später erschienen auch komplette Verzeichnisse.

Die Zunahme nordamerikanischer und südafrikanischer Arten, die über Holland, England oder Frankreich nach Deutschland kamen, läßt sich anhand der Kataloge des 17. Jahrhunderts verfolgen. Einige wenige Arten waren schon während des 30jährigen Krieges in Deutschland. vgl. die Gartenkataloge von Altdorf bei Nürnberg (1. Ausgabe 1615), Helmstedt (1. Ausgabe 1634), Hessem (1. Ausgabe 1648), Jena (1. Ausgabe 1629). Nach dem Krieg waren bedeutend die Kataloge von Paris (abgekürzt H.R.P., 1663), des Boseschen Gartens in Leipzig (1. Ausgabe 1686), Edinburgh (1683), Leiden (abgekürzt H.L.B., 1687), Amsterdam (1689).

In den Niederlanden waren die botanischen Gärten von Leiden unter Paul Hermann und Amsterdam unter Jan und Caspar Commelin bei der Pflanzeneinführung führend, gefolgt von wenigen Privatsammlern. Die Commelin veröffentlichten 1697-1715 mehrere prächtige Tafelwerke, die die Schätze ihrer Gärten zeigten und als Auswahlkataloge zu betrachten sind. Ein ähnliches herausragendes Werk war James Sherards Hortus Elthamenis von Johann Jacob Dillen 1732, von dem nur 250 Exemplare erschienen. Der reiche Pflanzensammler Georg Cliffort beauftragte den jungen Linné mit der Erstellung eines Kataloges seines Gartens in Hartekamp bei Haarlem, der 1737 als Prachtwerk im Folioformat erschien. Diese gesuchten Werke sind aber Ausnahmen, die für die Gartenkataloge der Zeit durchaus nicht repräsentativ sind.

Der mehrfache Nachdruck des unspektakulär aufgemachten Leidener Gartenkatalogs von 1668 in Deutschland bezeugt die Bedeutung von dessen Sortiment. Das Interesse der Zeitgenossen des 17. und 18. Jahrhunderts an den meist kleinformatigen Pflanzenverzeichnissen berühmter Gärten spiegelt sich nicht nur in Nachdrucken, sondern auch in Kompilationen mehrerer Kataloge. Hier sind zu nennen:

Die Kataloge sind von unterschiedlicher Genauigkeit, die auch ihre Verwendbarkeit bestimmt. Manche führen gewissenhaft Autor und Quelle der aufgenommenen Pflanzennamen an, zuweilen auch Herkunftsangaben, andere verzichten darauf. Es versteht sich, daß sie meist in Latein geschrieben sind.

Umfangreiche Katalogsammlungen dieser Zeit finden wir noch heute in den unversehrten Sammlungen alter Bibliotheken wie der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, der Universitätsbibliotheken Göttingen, Leipzig, oder Erlangen (ehemals Altdorf). Dort sind sie in den alten handschriftlichen Bandkatalogen unter der Gruppe Botanica, Untergruppe Horti, aufgelistet. Wir übertreiben wohl nur wenig, wenn wir behaupten, daß seit der Kollationierung vor mehreren hundert Jahren niemand in die unattraktiven Büchlein hineingeschaut hat. Auch im Realkatalog der Berliner Staatsbibliothek sind sie enthalten, die Werke selbst sind jedoch leider verloren. In der bewunderungswürdigen Bibliothek von Sir Joseph Banks, der auch gedruckt wurde, fehlten sie nicht, und einige alte Bibliographien führen sie auf.

Im 18. Jahrhundert, dem Jahrhundert des Landschaftsgartens, waren die Gehölze, und vor allem die Einführungen aus dem östlichen Nordamerika, die beliebtesten Gartenpflanzen. In den Katalogen von Mannheim (1771), Hohenheim (1780), Wilhelmshöhe (1777), Wörlitz (1788), Machern (1796) manifestierte sich der Sammeleifer dieser Zeit in Deutschland. Während diese Kataloge nur der Information und Repräsentation dienten, waren andere wie die von Schw”bber und Harbke 1783 auch für den Pflanzenverkauf bestimmt.

Solange das private Baumschulwesen in Deutschland noch in den Anfängen steckte, handelten viele fürstliche Hofgärtner mit Pflanzen. Dies geschah nicht immer mit Billigung des Fürsten, doch erschienen auch offizielle Preislisten, z.B. von Weißenstein (Wilhelmshöhe) 1783 und Charlottenburg 1804.

Außerdem sind Standardwerke, auf die sich deutsche Gärtner besonders gern bezogen, wie Durois Harbkesche Baumzucht (1. Aufl. 1772) oder Aitons Hortus Kewensis (1. Aufl. 1789), Willdenows Berlinische Baumzucht (1. Aufl. 1796) gleichzeitig als Kataloge der in den von den Verfassern betreuten Gärten anzusehen. Hierbei spielt auch die Erschwinglichkeit der Bücher eine Rolle.

Für Gewächshauspflanzen, die Liebhaberei des 19. Jahrhunderts, setzten die Kataloge von Schönbrunn (1770ff.) Seidel in Dresden (1. Aufl. 1794), Belvedere bei Weimar (1. Aufl. 1794), Herrenhausen (1795ff.), Cels in Paris (1800, 1803) und Malmaison (1803/05) hohe Maßstäbe. Die beiden letzteren, von Etienne Pierre Ventenat verfaßt, waren wie die Schönbrunner Werke von Jacquin und das Werk von Schrader/Wendland über Herrenhausen wiederum farbige Tafelwerke.

Auch als im 19. Jahrhundert sich ausreichend Handelsgärtnereien etabliert hatten, pflegten einzelne private Liebhaber noch bedeutende Pflanzensammlungen, von denen in manchen Fällen auch Kataloge erschienen. Wir nennen Graf Centurius von Hoffmannseggs Dresdner Gärtnereien (1824ff.), Fürst Joseph von Salm-Reifferscheids Dyck (1834), Prince Camille de Rohans Sychrov (1. Ausg. 1845), Alphonse Lavallées Arboretum Segrezianum in Segrez (1877) und Prinz Friedrichs der Niederlande Arboretum Muscaviense in Muskau (beschrieben von Petzold/Kirchner 1864).


Samenkataloge

Samenkataloge erschienen seit dem 19. Jahrhundert , überwiegend in botanischen Gärten. Sie enthalten vor allem Seltenheiten und waren für den Austausch im engeren Zirkel der botanischen Gärten bestimmt (Paris 1819, Hamburg 1820, Prag 1821, Pest 1824, Petersburg 1835, Basel 1837). Vorgänger sind die Kataloge der im 18. Jahrhundert privat mit Gehölzsamen Handelnden wie F.L.A. v. Burgsdorff.

Gute Sammlung europäischer Indices seminum befinden sich in Kew, Genf, Leiden (seit 1844) usw.

Eine umfangreiche Sammlung internationaler Samenkataloge seit Ende des 19. Jahrhunderts befindet sich in der Bibliothek des Institus für Zierpflanzenbau der Universität Hannover. Seit 1948 werden auf Initiative unseres Ehrenmitglieds Richard Maatsch aktuelle Kataloge von Zierpflanzen-Saatgut gesammelt.


Zum Gebrauch alter Gartenkataloge

Eine Schwierigkeit pflanzenhistorischer Forschung besteht darin, daß die Pflanzenbezeichnungen meist nicht mit Autorennamen versehen sind. Manchmal geben ein Literaturverzeichnis oder ein Vorwort Hinweise auf benutzte Nomenklaturen. Sonst muß entsprechend nach Herkunft der Aufstellung die nächststehende botanische Publikation herangezogen werden. Ganz grob waren die Werke von Carolus Clusius (1601), Caspar Bauhin (1623), Linné (1753) und C.L. Willdenow (1797ff.) in dieser Reihenfolge die prägendsten. Lokale Unterschiede sind jedoch nicht unwichtig.


Frühe Kataloge von Handelsgärtnereien

Mit dem englischen Gärtnereiwesen hat sich John Harvey eingehend beschäftigt. Er schreibt, daß fast alle der tausend und abertausend vor 1800 erschienenen Kataloge vernichtet sind und nur wenige britische und amerikani-sche Bibliotheken einen Querschnitt gesammelt haben. Die Preise wurden meist nicht mitgedruckt, sondern nach Bedarf nachgetragen. In Frankreich soll die Baumschule René & Pierre Morin schon 1621 und 1651 Kataloge gedruckt haben. In England gab es aber schon Mitte des 17. Jahrhunderts Handelsgärtnereien, die mit sog. exotischen Gehölzen handelten (etwa Jasminum odoratissimum, J. sambac, Pistacia lentiscus, P. terebinthus, Cedrus libani, Melia azedarach, Juniperus bermudiana). Der älteste bisher nachgewiesene Katalog stammen nach Harvey von John Tradescant 1634 und 1656, George Ricketts 1667 und 1688, John Rose. 1701 waren gedruckte Gärtnereikataloge in London an der Tagesordnung. Aus England sind auch die frühesten Gehölzgärtnereien bekannt. 1724 erschien Robert Furbers bescheidener Katalog als Zugabe zu Philipp Millers Gardener's Dictionary, 1. Auflage, der lange als ältester Gärtnereikatalog galt. 1730 gab die Sozietät von 20 Londoner Gärtnern, darunter Furber und Miller, der wahrscheinlich den Text schrieb, den wohl aufwendigsten Catalogus plantarum aller Zeiten heraus. Im Titel als herkömmlicher Gartenkatalog getarnt, erweist er sich mit 21 kolorierten und mehrfarbig gedruckten Kupferstichen von Hand des berühmtesten Blumenmalers der Zeit, Jacob van Huysum, und englischen Pflanzenbeschreibungen als bibliophiles Prachtwerk mit wissenschaftlichem Charakter. Das seinerzeit als Hortus Anglicus zitierte Werk enthält keine Preise. Im selben Jahr brachte Furber auch Twelve Months of Flowers heraus, wo auf 12 handkolorierten Kupfertafeln nach Pieter Casteels Blumensträuße mit den (englischen) Namen der Blumen dargestellt sind .

Abb. 1 Titelblatt des Baumschulkataloges von Eug. Rousset, Revue Generale Horticole, Angers 1893, Nr. 12 (Studies in Landscape Architecture, Dumbarton Oaks)

Um 1760 gab es rund 100 Gärtnereien in England, davon 30 bei London. Doch: Bis 1775 gab es keineswegs ein allgemeine Nachfrage nach Neueinführungen, und erst das Eisenbahnzeitalter ermöglichte einer breiten Mittelschicht eine Nachfrage, die zu wirklich massenhafter Baum-, Pflanzen- und Samenproduktion führte.® In Nordengland und Schottland erschienen 1775 erste Preislisten. Die nach Harveys Zeugnis größte mit Exoten handelnde Gärtnerei Englands gründete der Deutsche Johann Busch, sie wurde von dem Deutschen Conrad Loddiges übernommen. Loddiges gibt an, zwischen 1782 und 1806 151 neue Pflanzen verbreitet zu haben. Die Kataloge der Baumschulen Johann Busch (1768ff.), Conrad Loddiges (1776ff.) und Johann Andreas Graefer (1789ff.) in London sowie von Kennedy & Lee in Hammersmith (1774ff.) wurden auch in Deutschland bekannt. Zwischen 1790 und 1837 explodierte das Geschäft der Handelsgärtner. Unter George Loddiges übertraf die Sammlung der Firma in Hackney die Bestände in Kew. In der Jahrhundertmitte wurde Loddiges von Veitch als bedeutendste englische Baumschule abgelöst. Harvey ermittelte 125 Kataloge aus der Zeit 1675-1800, 90 für 1800-1836 und 110 für 1837-1850.

In Frankreich beklagte Duhamel 1755, daß die fremden Arten nicht in Baumschulen erhältlich seien. 1753 hatte Claude Richard im Petit Trianon eine königliche Baumschule angelegt, 1772 folgte eine weitere durch Abbé Nolin in Roule, 1784 baute Dumont-Courset die seine auf. Vilmorin-Andrieux in Paris gab bereits 1769 einen Katalog heraus. Ein leistungsfähiger Handel entstand aber erst im 19. Jahrhundert (Vilmorin in Barres, Soulange-Bodin in Fromont, Noisette in Brunoy, Godefroy in Ville d'Avray, Audibert in Tarascon, Baumann in Bollwiller, Jacquemont-Bonnefont in Annonay, André Leroy in Angers und E. Simon in Metz.

Besonders früh entstanden in Hamburg Baumschulen: Fa. Böckmann angeblich schon um 1640, J.H. Böckmann 1710, Fa. Christoph Buek 1755, Claus Wohlers 1788 und James Booth & Söhne 1795. Edmund Goeze bezeichnet Späth in Berlin (1720) und Booth, der von dem parksinnigen Gutsbesitzer Caspar v. Voght engagiert worden war, als die ersten privaten Baumschulen Deutschlands. Buek bezog alljährlich Saatgut aus Nordamerika. Schleswig-Holstein und Hamburg hatten früher als das übrige Deutschland Baumschulen.

Kataloge von Handelsgärtnereien setzen sich erst allmählich von den Katalogen wissenschaftlicher und privater Sammlungen ab. Sie erschienen zunächst nicht periodisch. Die frühsten deutschen, die uns bekannt geworden, sind:

Baumschulen, die schon im 19. Jahrhundert jährlich Kataloge herausgaben, die jedoch leider kaum gesammelt vorhanden sind, waren Baumann in Bollwiller (1. Aufl. 1784), J.K. Corthum in Zerbst (1788; 1803 in Köthen), Vilmorin in Paris bzw. Verrièresle-Buisson (seit 1769 nachgewiesen), Nathusius in Althaldensleben (seit 1822), die Potsdamer Landesbaumschule (seit 1823), Booth in Hamburg, Carl Platz und andere in Erfurt (seit 1824 nachgewiesen), Siesmayer in Frankfurt, Späth in Berlin. Einen späten Höhepunkt bildet das berühmte Späth-Buch von 1930, das ausführlichst die Firmengeschichte und Angaben zur Pflanzenverwendung enthält.

In Amerika wurde 1730 die wahrscheinlich älteste Baumschule (William Prince, Flushing, Long Island) gegründet, von der Kataloge aus den Jahren 1771-99 bekannt sind. In Philadelphia erschien der Katalog von Humphrey Marshall, nach dem man Samen und Gehölze auch in Deutschland bestellen konnte. Als Händler, der besonders nach Europa exportierte, ist die Fa. John Bartram in Philadelphia zu nennen, von der Kataloge aus den Jahren 1760 , 1790 und 1807 vorliegen. Die ältesten amerikanischen Samenhandlungen waren David Landreth, Philadelphia (1784), Grant Thourburn, New York (1802), Bernard M'Mahon (Mahonia!), Philadelphia (1806), William Booth, Baltimore (1810) usw. Sie bezogen das Saatgut zunächst aus Frankreich, Deutschland und England. Die seinerzeit bedeutendste amerikanische Baumschule gründete der deutsche Emigrant Georg Ellwanger 1835 mit Patrick Barry. Sie bestand bis 1918 und gab zahlreiche Kataloge heraus.

Abb. 2 Der älteste Katalog einer Handelsgärtnerei in der Bücherei des Deutschen Gartenbaues


Katalogsammlungen

Sammlungen von Gärtnereikatalogen befinden sich bei der Royal Horticultural Society in London und an der Landbouwhogheschool Wageningen. In Amerika sammeln die Massachussetts Horticultural Society Library in Boston und die Pennsylvania Horticultural Society in Philadelphia traditionell Kataloge.

1904 gründete der amerikanische Botaniker Percy Leroy Ricker die heutige Nursery and Seed Trade Catalog Collection an der National Agricultural Library (NAL) in Beltsville, Marlyand. Er schrieb 1944: “The earliest published account of a plant's origin, description, and introduction, the rise and fall of a plant's popularity, or the history of a nursery or seed house may be traced through successive catalogs.”

Seitdem wurde die Sammlung laufend vermehrt. 1920 waren 16.344 amerikanische und 3.185 ausländische Kataloge vorhanden, 1940 über 60.000. 1944 sandten über 2.000 Gärtnereien regelmäßig ihre Kataloge ein. Als Technical Information Systems, Nursery and Seed Catalog Collection verfügte sie 1979 über 125.000 Stücke, die bis zum 17. Jahrhundert zurückreichen.

Trotzdem schreibt Peggy C. Newcomb noch 1985: „Viele unserer besten Saatkatalogsammlungen werden unter schlechten Bedingungen aufbewahrt, unsachgemäß katalogisiert und falsch konserviert. Die Erhaltung dieses Materials erfordert große Anstrengungen.“ In Kanada besteht seit etwa 1970 eine Collection of Nursery and Seed Trade Catalogues an der Royal Botanical Gardens Library von Hamilton, Ontario. Sie umfaßt heute etwa 20.000 Kataloge und wird systematisch für die Sortenregistrierung der Zierpflanzen ausgewertet. Entsprechend den Bedürfnissen der nordamerikanischen Siedler enthalten die dortigen Kataloge noch während des ganzen 19. Jahrhunderts überwiegend Nutzpflanzen.


Die Katalogbestände der Gartenbaubücherei Berlin

In der Abt. Gartenbaubücherei befindet sich eine kleine Sammlung von Firmenkatalogen, deren Katalog erstellt und für die Bestände mit Erscheinungsjahr bis 1970 auch gedruckt wurde. Die Gartenbaubücherei hat verständlicherweise die oben behandelten alten Kataloge nicht im Bestand, da sie erst 1823 gegründet wurde, als jene schon längst vergriffen und obsolet geworden waren.

Firmenkataloge bieten mancherlei Informationen. Ihr Umfang kann von einfachen Listen über Broschüren bis zu ganzen Büchern reichen. Zunächst einmal sind es Handelskataloge. Sie geben Aufschluß über das Warenangebot eines Lieferanten, bei Gärtnereien also über das vorhandene Sortiment. Manche bieten dazu mehr oder weniger genaue Beschreibungen der Arten und Sorten, neuere auch Abbildungen und heutzutage meistens Farbfotografien. Durch Kataloge erfährt man, welche Pflanzen zu den verschiedenen Zeiten gehandelt wurden und in Mode waren und wie sie jeweils bezeichnet wurden. So können sie eine wichtige Quelle für die Züchtung, die Erforschung der Nomenklatur und für die Gartendenkmalpflege sein. Manche Firmen bieten darüber hinaus auch Pflanz- und Pflegeanweisungen für die Kunden.

Außerdem kann die Beschreibung der Firma und ihrer Geschichte enthalten sein, so daß solche Kataloge ein Bild des jeweiligen Betriebes, seiner Größe, Einrichtungen, Wirkungsbreite und Sortimente vermitteln und damit zu historischem Quellenmaterial werden, besonders dann, wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg vorhanden sind und so auch die Entwicklung eines Betriebes widerspiegeln. Hier sind die Berliner Betriebe Bitterhoff mit 40 und Späth mit mehr als 20 Katalogausgaben vertreten sowie Foerster in Bornim mit 12, ferner aus der neueren Zeit Kock in Stocksdorf/Lübeck, und Willemse in Hillegom/Nijmegen mit je 20.

Schließlich können die Preisangaben von Wichtigkeit sein. Ihre Entwicklung, ihre Abhängigkeit untereinander und der Vergleich mit anderen Wirtschaftsdaten lassen interessante Schlußfolgerungen zu. Die hiesige Sammlung umfaßt z.Zt. rund 2000 Verzeichnisse. Dabei liegt der Schwerpunkt eindeutig auf den Pflanzenkatalogen, unter denen Baumschulkataloge (Gehölze und Stauden) mit ungefähr 300 den größten Anteil haben. Etwa je rund 1/5 des Bestandes entfallen auf Samenkataloge und solche gemischten Inhalts, ein kleinerer Anteil auf Kataloge für Gartenbedarf, wie Gartengeräte, Düngemittel, auch Heizkessel u.ä.

Naturgemäß stammen die Kataloge überwiegend von deutschen Betrieben, doch immerhin rund 13 % von ausländischen, meistens niederländischen Firmen. Das älteste Verzeichnis stammt aus dem Jahre 1808 (s. Abb. 2). Aus der Zeit bis 1900 sind etwa 40 vorhanden, darunter einige wenige, die Seltenheitswert haben dürften, so etwa drei frühe Ausgaben des Katalogs der Gärtnerei Schelhase in Kassel und eine Liste über Landmaschinen und Geräte von Schneitler & Andree von 1856. Von 1903 stammt ein farbiger Katalog der Firma L. Boehmer & Co in Yokohama. Aus der Folgezeit bis heute sind stärker vertreten die 30er Jahre, ebenso die Zeit von 1950-1970. Einzelne Kataloge befinden sich auch im Buchbestand der Bibliothek und sind im Sachkatalog nachgewiesen (Gruppe AGR 4.13).

In diesem Zusammenhang mag es auch von Interesse sein, daß in früherer Zeit Preislisten in den Textteil von Fachzeitschriften einbezogen wurden, so in Hirschfelds Gartenkalender (1783ff.), der Allgemeinen Deutschen Garten-Zeitung (Signatur: 8 Zf 82), die 1825 das Angebot der Firma Friedrich Adolph Haage Jun. und 1827 dasjenige von Karl Platz, beide in Erfurt, aufgenommen hat. In manchen Fällen wurden auch Kataloge in Fachzeitschriften mit eingebunden. Man findet sie z.B. wiederholt in der Allgemeinen Garten-Zeitung (Signatur: 4 Zf 61) ab 1835.

Im Laufe der letzten Jahre wurde eine intensivere Sammlung von Katalogen mehrfach diskutiert, zumal in Deutschland größere Sammlungen außer in interessierten Hochschulinstuten nicht bekannt sind. Dagegen werden diese Materialien in den USA intensiv gesammelt und von Studenten und Forschern rege genutzt.

Für die Gartenbaubücherei hatte der Zentralverband Gartenbau e.V. eine erste Liste von 43 Firmen erstellt, deren Kataloge von Fachleuten für sammelwürdig gehalten werden, weil ihr „Angebot das Marktsortiment gut widerspiegelt, um mit wenigen Katalogen einen guten Überblick zu schaffen“ . Die Umsetzung der Idee in die Praxis ist leider sehr arbeitsintensiv, weil die Lieferung nach einer gewissen Zeit eingestellt wird, wenn man nicht regelmäßig mahnt und die Eingänge überwacht. Überdies muß auch entsprechender Magazinraum vorhanden sein. In der Gartenbaubücherei sind diese Kapazitäten bisher leider nicht vorhanden.

Für alte Gärtnereikataloge bleibt die Gartenbaubücherei aber unseres Wissens die einzige Sammelstelle in Deutschland, und sie ist als solche am Erwerb weiterer Kataloge interessiert.

Anmerkungen:
  1. vgl. Gregor Kraus: Geschichte der Pflanzeneinführungen in die europäischen botanischen Gärten, Lpz. 1894
  2. Eine Zusammenstellung derartiger Quellen, die für die Gehölzverbreitung in Gärten des dt. Sprachraums wichtig sind, wurde von C.A.Wimmer erarbeitet (unveröff.)
  3. Sotheby's: A Magnificent Collection of Botanical Books. London 1987, No. 347
  4. Veendorp, H ; Baas Becking, L. G. M.: 1587-1937 : Hortus academicus lugdono batavus : The development of the gardens of Leyden University. 1938, p. 84
  5. Sie befinden sich auch nicht in Krakau
  6. Dryander, Jonas: Catalogus bibliothecae historico-naturalis Josephi Banks. Bd. 3 Botanici. London 1797, Repr. Amsterdam 1966
  7. Krüger, M.S.: Bibliographia botanica. Berlin 1841. - Miltitz, Friedr. v.: Handbuch der botanischen Literatur. Berlin 1829. - Tucker, Ethelyn Maria: Catalogue of the Library of the Arnold Arboretum. Cambridge, 2 Bde., Mass. 1914/17. - Rehder, Alfred: The Bradley Bibliography. 5 Bde. Cambridge, Mass. 1911-18
  8. in: Gartenkalender 2 (1783)
  9. in: Allg. Dt. Gartenzeitung 1 (1804)
  10. nach einem Hinweis von H.W. Lack schon viel früher®.
  11. Zandera 6 (1991), S. 1ff.
  12. John Harvey: Early Gardening Catalogues. London 1974, p. ix
  13. Alice M. Coats n. Harvey, p. x
  14. Harvey 1974, S. 51
  15. Harvey 1974, S. 51
  16. Sitwell, Sacheverell ; Blunt, Wilfrid ; Synge, Patrick M.: Great Flower Books. London 1990, p. 95
  17. Ebd. und Abb. p. 6; s. a. die zw”lf Abb. bei Harvey
  18. Harvey 1974,S. 2
  19. Harvey 1974,S. 2
  20. NAL, Nursery and Seed Trade Catalog Collection
  21. Alphonse Lavallée: Arboretum Segrezianum 1877
  22. Sorge-Genthe, Irmgard: Hammonias Gärtners. Hamburg 1973, S. 174; Brüggemann; Glasau, in: Dt. Baumschule 4 (1952); Freytag, R.: Die Gärtnerei Hamburgs. Diss. Hamb. 1925 (29?); Ludwig, R.: Das holsteinische Baumschulengebiet. Diss. Bln. 1939; M”ring, G.M.: Die Hamburger Familie Booth und ihre Bedeutung. Diss. Hamb. 1949
  23. in: Benjamin Townsend: Vollkommener Samenhändler ... nebst einem vollkommenen Verzeichniß aller Holzsamen. Neue Aufl. Leipzig: Sommer, S. 140-49
  24. Carabelli, Angelina J. in: Associates of the National Agricultural Library <Beltsville, MD> 1975, No. 15
  25. P. Cornett Newcomb: Popular Annuals of Eastern North America 1865-1914. Washington 1985, p. 5f.
  26. University of Rochester Library Bulletin 35 (1982), p. 2-68, frdl. Hinweis von Freek Vrugtman, Hamilton, Katalog von 1850 bei uns vorhanden
  27. Ricker, Percy L. ; Newman, Magdalene R.: The Nursery and Sedd Trade Collection of the United States Department of Agriculture. In: National Horticultural Magazine 23 (1944), p. 220-31, hier p. 220, Kopie mitgeteilt von J. Wolschke-Bulmahn
  28. ebd.
  29. Briefliche Mitteilung an Dr. G. Drude
  30. Newcomb, p. 3
  31. Vrugtman, Ina: Nursery and Seed Trade Catalogues. In: Heritage Seed Program 4 (1991), No. 3, p. 34-35
  32. Deutsche Baumschule 27 (1975), Nr.1-3
  33. Briefliche Mitteilung